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Margit Rokitte gerät in Erklärungsnot

Jürgen Kleine-Kampmann und Andreas Öhlschläger

 

Es war seltsam still geworden um die Unterschriften-Affäre Dieter Wolf. Der letzte Chef des VfR Heilbronn hatte am 15. September Anzeige gegen Unbekannt erstattet, weil eine vom Fusionsclub FC Heilbronn vorgelegte Schuldübernahme-Erklärung, die angeblich seine Unterschrift trug, gefälscht worden sei. Das von der Staatsanwaltschaft Heilbronn in Auftrag gegebene Schrift-Gutachten, das nach Informationen dieser Zeitung nun vorliegt, schein dies zu bestätigen. Damit hätte Dieter Wolf ein Problem weniger - und vor allem die stellvertretende FCH-Vorsitzende Margit Rokitte eines mehr.
 

Sie hatte berichtet, dass sie am 20. März, dem Tag der Fusion des VfR und der Heilbronner Spvgg zum neuen FC Heilbronn, im Neckarsulmer Wolf-Büro war, um die Schuldübernahme schriftlich zu regeln. "Klar war“, sagte sie, "würde er nicht unterschreiben, hätten wir am Abend die Fusion platzen lassen.“ Zeugen dafür, was dann wirklich geschah, haben sich bislang öffentlich nicht gemeldet. Aus Rokittes Sicht war es so: "Ich hatte die Papiere doppelt dabei, er hat sie einfach unterschrieben.“ Konkret waren es drei Erklärungen, von denen Wolf nun auch nur eine als falsch bezeichnet: Die "abstrakte Schuldübernahmeerklärung“, nach der er nicht nur als Ex-Vorsitzender für die Schulden aus seiner Amtszeit, sondern als Privatmann für sämtliche vor der Fusion auftretenden Verbindlichkeiten haften sollte.
 

Diffizil daran ist nur, dass die Unterschrift gerade dieser Erklärung offenkundig abwich von denen der anderen beiden. Margit Rokitte erklärte das mit dem Druck der Situation: "Ich habe geheult, er war hochgradig erregt.“ Die "Erregung“ dürfte spätestens nach dem nun vorliegenden offiziellen staatsanwaltlichen Schrift-Gutachten die Seiten gewechselt haben. Es soll jenen Verdacht einer Paus-Fälschung noch erhärten, der schon durch das von Dieter Wolf privat in Auftrag gegebene Schrift-Gutachten der Stuttgarter Diplom-Psychologin Susanne J. Seitz vom 24. September nahegelegt worden war - allerdings mit der Einschränkung, dass die erste Expertise nur anhand von Kopien erstellt werden konnte. Wenn auch die Untersuchung der "Originale“ zum Ergebnis einer Fälschung kommt, geriete Margit Rokitte in Erklärungsnot.
 

Wenn nicht sie selbst, sondern ein Dritter Hand angelegt haben sollte, müsste sie erklären können, von wem sie das Schriftstück hatte. Die Staatsanwaltschaft hat bereits eine Hausdurchsuchung bei der stellvertretenden FCH-Vorsitzenden durchgeführt. Dabei soll auch ein Drucker sichergestellt worden sein. Der Tintenvergleich könnte weitere Anhaltspunkte erbracht haben. Rokitte selbst war gestern zu keiner Stellungnahme bereit.
 

Dieter Wolf verwies nur an seinen Anwalt Malte Höch. Auch der hielt sich bedeckt, sah aber immerhin Bewegung in den Fall kommen. Wenn denn richtig sei, dass ein solches Gutachten vorliege, "dann glaube ich, wäre es an der Zeit für ein Zugehen aufeinander.“ Denn neben der strafrechtlichen Affäre stehen die privatrechtlichen Folgen zur Debatte. Und da geht es nicht nur um Margit Rokitte, sondern schlicht um die Existenz des FC Heilbronn.

© 2003, Heilbronner Stimme

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